Tipp: Den Monitor einfach kalibrieren
Die Überschrift ist irreführend. Eigentlich geht es hier darum, den Monitor zu profilieren – also über die Grafikkarte korrekt einzustellen. Was ist der Unterschied? Die Kalibrierung schreibt die Einstellungs-Informationen direkt in die Hardware des Monitors, bei der Profilierung wird ein Software-Profil erstellt, das die Grafikkarte verwendet. Aber der Reihe nach.
Warum sollte man seinen Monitor überhaupt profilieren oder kalibrieren? Vereinfacht gesagt, geht es darum, den Monitor so einzustellen, dass Farben genauso angezeigt werden, wie sie auch in der Natur, auf einem (farbkorrekten) Ausdruck und auf anderen profilierten oder kalibrierten Monitoren aussehen.
Da jeder Monitor Farben etwas anders darstellt, kann es sonst zu Fehldarstellungen kommen. Wer also möchte, dass Fotos auf dem eigenen Monitor in bestmöglicher Qualität angezeigt werden, sollte nicht nur einen guten Monitor haben, sondern diesen vor allem auch kalibrieren/profilieren. Wirklich wichtig wird es aber erst, wenn man Bilder etwas umfassender bearbeitet. Nur auf korrekt eingestellten Geräten kann man dann sicherstellen, dass bspw. ein Gelb wirklich ein Gelb ist – und nicht irgendwie ins Grünliche abdriftet. Das gilt natürlich auch für andere Farbbereiche.
Ohne zusätzliche Hardware wird es nichts
Wie kann man nun seinen Monitor korrekt einstellen? Es gibt viele Tutorials im Netz, die einem versprechen, dass man dies mit einer paar Testbildern oder ähnlichen Tools ohne zusätzliche Geräte einfach und gut selbst machen kann. Meiner Erfahrung nach scheitern alle diese Ansätze aber an der Qualität der eigenen Augen. Wie soll man denn abschätzen, ob ein Grün auf einem Monitor-Testbild auch wirklich das Grün ist, was dort angezeigt werden soll? Geht gar nicht, oder maximal nur extrem grob.
Wirklich detaillierte Einstellungen sind nur mit so genannten Kolorimetern – also Farbmessgeräten – möglich. Dies sind kleine Geräte, die auf den Monitor gelegt werden und dann die angezeigten Farben und die Helligkeit messen. Über eine Software wird dabei ein Testmuster an Farben angezeigt. Die Software weiß dabei, wie die Farbe eigentlich aussehen sollte und das Kolorimeter misst nach, ob das angezeigte Bild auch stimmt. Wenn nicht, wird im Treiber der Grafikkarte eine kleine Datei hinterlegt, die bspw. sagt „Mach das Grün ein bisschen grüner und das Rot weniger Rot“ oder so.
Das Gerät muss dabei natürlich nicht immer auf dem Monitor kleben und ständig nachmessen. Es reicht, wenn man das ein Mal alle paar Wochen macht. So kommt man immer zu einer korrekten Farbdarstellung.
Die Praxis: Fünf Minuten Aufwand alle paar Wochen
Ich habe mir im letzten Jahr zur Kalibrierung einen Spyder 5 Express von Datacolor zugelegt. Das Gerät ist die kleinste angebotene Version von Datacolor und kostet rund 100 Euro – günstiger sind solche Geräte kaum zu haben. Für den ambitionierten Hobbyfotografen reicht das absolut aus. Für ein paar Euro mehr, gibt es größere Versionen, wobei sich die Hardware nicht verändert, sondern lediglich weitere Software-Features freigeschaltet werden. Mit diesen kann man bspw. auf bestimmte Zielvorgaben (bspw. Farbtemperaturen) hin profilieren. Für mich war das nicht notwendig. Der Spyder 5 Express profiliert auf den meist genutzten Standard hin – und das in lediglich fünf Minuten.
Nach Installation und Start der Software, wird man gebeten, das Gerät auf eine bestimmte Stelle auf dem Monitor zu legen. Dafür kippt man den Monitor am besten nach hinten und justiert etwas mit dem Gegengewicht (der Deckel des Geräts) herum. Das geht alles erstaunlich einfach. Vorher sollte man allerdings noch darauf achten, dass der Monitor eine Weile an ist (warm läuft) und keine störenden Reflexionen auf dem Monitor zu sehen sind. Ohnehin sollte man darauf achten, dass die Zimmer-Umgebung dem Durchschnitt entspricht, den man auch zum Bearbeiten nutzt – also nicht zu hell und nicht zu dunkel. In professionellen Studios wird auf eine spezielle Umgebung geachtet, damit bspw. das Raumlicht als Fehlerquelle entfällt.
Beim Monitor sollte man darauf achten, dass alle dynamischen Einstellungen (Kontrast, Helligkeit) ausgeschaltet werden. Bietet der Monitor ein Hardware-Preset, sollte man dieses nutzen. Mein Dell U2414H bietet ein sRGB-Preset, welches ich seit jeher nutze. Damit sollte er eigentlich ab Werk kalibriert sein, aber dennoch war ich damit nie wirklich zufrieden. Aber als Basis reicht es gut.
Nun startet man den Prozess und das Kolorimeter beginnt zu messen. Nach ein paar Minuten ist das Gerät fertig und hat ein entsprechendes Profil für den Monitor erstellt. Am Mac wählt man das anschließend einfach in den Monitoreinstellungen aus. Fertig.
Das Ergebnis überzeugt mich auf ganzer Linie. Speziell Grautöne sehen nun wirklich grau ist – es ist kein Farbstich mehr erkennbar. Vorher sind diese bei mir immer leicht ins Grüne oder Magenta gedriftet – je nach Einstellung. Ebenso sind keinerlei Farbabrisse mehr erkennbar, wie es vorher immer mal wieder vorkam. Graue Farbstellen gehen nun sanft ineinander über – ohne störendes Banding.
Alternative für Sparer: DisplayCal
Wer komplexere Einstellungen vor der Profilierung vornehmen will oder auf einen Zielwert hin profilieren möchte, aber nur den günstigen Spyder 5 Express besitzt, kann eine alternative Software zur Profilierung nehmen: DisplayCal. Die Software ist gratis, ziemlich umfangreich, aber auch deutlich komplizierter in der Bedienung. Eine gute Anleitung zur Nutzung findet sich hier. Sofern man einen Mac nutzt, muss man sich die dort beschriebenen Installations-Sorgen glücklicherweise nicht machen. Allerdings dauert der Prozess auch sehr viel länger, als mit der Datacolor-Software.
Vergleicht man das freie und komplizierte DisplayCal mit den Ergebnissen der Datacolor-Software, fallen nur geringe Unterschiede auf. Für mich rechtfertigen diese den größeren (vor allem zeitlichen) Aufwand nicht. Lediglich zur korrekten Helligkeitseinstellung auf 120cd nutze ich DisplayCal – denn das zeigt die Software des Spyder 5 Express leider nicht an. Wie das geht, steht im Kalibrierungs-Teil in der oben verlinkten Anleitung.
Fazit: Wenig Aufwand, gute Ergebnisse
Noch vor ein paar Monaten habe ich mich nicht an das Thema Kalibrierung/Profilierung herangetraut. Es erschien mir zu komplex. Doch diese Sorge war unbegründet. Mit einer überschaubaren finanziellen Investition (das Gerät kann auch zur Einstellung mehrerer Monitore genutzt werden) und wirklich wenig Zeitaufwand lässt sich die Farbdarstellung auf Monitoren deutlich verbessern. Das muss nicht zwingend zu besseren Bildern führen, aber es führt doch zu einem besseren Gefühl. Man ist deutlich sicherer, dass das was man auf dem Monitor sieht, auch wirklich so aussieht. Und das sollte sich spätestens zeigen, wenn man Bilder auch in den Druck gibt.