Reisebericht Teneriffa: Frühling im Herbst
Im letzten Jahr konnte ich nach drei Jahren Abstinenz wieder einmal nach Teneriffa reisen. Dieses mal stand dabei nicht nur die Erholung im Vordergrund, sondern auch das Fotografieren. Und was soll ich sagen: Dafür ist Teneriffa fast der perfekte Ort. Die Insel ist unglaublich vielfältig. Mit dem Teide beherbergt sie den höchsten Berg Spaniens, im Süden ist es nahezu immer warm und trocken und im Norden ist es meist etwas feuchter und kühler. Was das Wetter betrifft hat die Insel den Namen „Insel des ewigen Frühlings“ also absolut verdient.
Die Vielfalt spiegelt sich auch bei den Fotomöglichkeiten wider. An den Stränden kann man hervorragend das Wasser fotografieren, in den Bergen findet man zahlreiche Pflanzen, es gibt viele kleine Bergdörfer, interessante Architektur und im Teide-Nationalpark kann man hervorragend die Sterne sehen. Aber der Reihe nach.
Mein absoluter Lieblingsspot ist der Playa de Benijo im Norden der Insel. Dabei handelt es sich um einen Strand aus schwarzem Sand, den man am besten bei Ebbe besucht. Dann hat er eine tolle Weite und beschränkt sich nicht nur auf ein paar Steine. Im Wasser findet sich der Roques Benijo – eine interessante Felsformation. Fallen Sonnenuntergang und Ebbe zusammen, hat man am Playa de Benijo zahlreiche bildgestalterische Möglichkeiten. Das war wohl nicht nur mir klar – jedenfalls ist der Playa de Benijo kein Geheimtipp. Mit mir haben etwa 5 weitere Fotografen dort ihr Glück versucht. Es hätte schlimmer sein können, aber ich war im November dort. Im Sommer mag es dort noch deutlich voller sein.
Wenn man zum Playa de Benijo hinabsteigen möchte, hält man am besten an einem kleinen Aussichtspunkt direkt im Ort Benijo – am Mirador geht dann eine Treppe herunter. Von dieser Stelle aus hat man übrigens auch einen tollen Blick auf das Bergdorf Taganana. Das ist besonders zur blauen Stunde (bei leichter Beleuchtung) schön anzusehen (siehe Titelbild dieses Beitrags).
Überhaupt sollte man sich einen Abstecher in das Anaga-Gebirge nicht entgehen lassen. Man fährt mit dem Auto schier endlos lange Serpentinenstraßen ab und kommt an unzähligen Aussichtspunkten vorbei. Wirklich beeindruckend fand ich aber, dass man sich dabei meistens in den Wolken oder oberhalb der Wolken befindet. Dadurch ist es etwas kühler und feuchter, aber auch einfach sehr mystisch.
Die Hauptstadt: Santa Cruz de Tenerife
Als perfekter Ausgangspunkt für die Vielfalt der Insel eignet sich meiner Meinung nach Santa Cruz de Tenerife. Das ist die Hauptstadt der Insel, die im Nordosten liegt. Es gibt dort ausreichend viele Hotels, aber wenig Touristen. Man befindet sich in guter Lage für Ausflüge zum Anaga-Gebirge und zum Teide Nationalpark. Und mit dem Playa de las Teresitas liegt sogar ein echter Sandstrand in der Nähe. Einziger Nachteil: Es ist vor allem im Herbst/Winter ggf. etwas kälter als in den südlich gelegenen Touristenhochburgen.
Die Stadt hat aber auch architektonisch einiges zu bieten. Es gibt eine sehr lange Hafenpromenade, an der man entlang flanieren (oder auch perfekt joggen) kann. Das Hafengebiet ist durchaus interessant, besonders sehenswert ist aber das Auditorio de Tenerife. Das Gebäude ist einem Skorpion nachempfunden, der seinen Stachel aufstellt. Es ist außen komplett mit weißen Kachelstücken überzogen, was zu interessanten Lichtspielen führen kann.
Die Dörfer El Pris und Garachico
Eine ganze Nummer kleiner als in Santa Cruz geht es im Fischerdorf El Pris zu. Hier scheint die Zeit stillzustehen. Besucht man das Dorf am Abend, sitzen die Männer und Frauen vor ihren Häusern und spielen Würfel oder Karten. Einen wirklichen Supermarkt gibt es nicht, nur eine Art Mini-Markt. Die Bewohner des Dorfs leben noch vom Fischfang. Den Ort kann man in ein paar Minuten durchwandern und ab und an den Ausblick auf das Meer genießen. Gegen Sonnenuntergang kann man außerdem den Hafen und Strand erwandern, wenn sich bei Ebbe das Wasser zurückzieht. Dort gibt es auch ein großes Naturschwimmbecken.
Sehenswert ist der Blick auf den Ort selbst zur blauen Stunde. Dafür fährt man die TF-163 in Richtung der Siedlung Juan Fernandez und hält kurz nach Ortsende an einer Haltebucht an.
Leider etwas weniger ruhig geht es in Garachico zu. Dieser Ort scheint Touristen magisch anzuziehen. Jedenfalls ist er enorm voll – auch im Herbst. Der Ort ist bekannt für seine schöne Altstadt und die Naturschwimmbecken am Hafen. Ziemlich in der Mitte des Ortes gibt es einen (sehr) kleinen Park. Im Hafenbereich kann man gut parken. Dort findet man auch eine halbwegs interessante Kunst-Installation. Es soll sich außerdem lohnen, den Weg TF-43 zu erwandern, um einen Blick über den gesamten Ort zu erhalten. Das sollte vor allem zur blauen Stunde lohnenswert sein. Bestätigen kann ich das aber nicht.
Ebenso wenig kann ich leider bestätigen, dass sich der Punta de Teno ganz unweit von Garachico als Fotospot lohnt. Um diesen zu erreichen, muss man der Straße nach Garachico eigentlich nur in südlicher Richtung folgen und sollte dann irgendwann an einem Strand mit Leuchtturm landen – im Nordwesten der Insel. Das Problem: Die Straße dorthin ist meistens gesperrt, weil sie häufig von Steinschlägen heimgesucht wird. So war es leider auch bei uns, weshalb wir diesen Ort nicht besuchen konnten. Einen alternativen Weg gibt es leider nicht.
Der Teide-Nationalpark
Ein besonderes Highlight für jeden Teneriffa-Besucher ist der Teide-Nationalpark. Der höchste Berg Spaniens ist eigentlich ein Vulkan. Um den Pico de Teide herum erstreckt sich ein großes Caldera-Gebiet, die sogenannten Las Cañadas. Dort kann man sehr gut umher wandern und einfach die Natur genießen. Man muss aber wissen, dass man sich oberhalb der Baumgrenze befindet. Im Sommer kann es also ziemlich warm werden und Schatten spenden nur die Felsen. Dennoch wachsen in der Caldera Pflanzen – bspw. der so genannte Teide-Natternkopf. Dieser ist ein Wahrzeichen der Insel mit einer besonders spannenden Form.
Ein absolutes Muss für jeden Landschaftsfotografen sollte es auf Teneriffa aber sein, einmal den Teide-Nationalpark bei Nacht zu besuchen. Dadurch, dass man sich auf dem Berg meist über den Wolken befindet und der nächste Ort ein Stück entfernt ist, hat man nämlich einen wunderbaren Blick auf die Sterne.
Selbst im November (eigentlich nicht die beste Zeit für Sternenfotografie) konnte ich die Milchstraße am Himmel gut mit bloßem Auge sehen. Man befindet sich dann in absoluter Ruhe und ist völlig beeindruckt vom Himmel und der Umgebung. Das einzige was man hört, ist der eigene Atem – und natürlich den Auslöser der Kamera.
Als Motive eignen sich die verschiedenen Felsen der Roques de García – sehr interessante und teils skurrile Felsformationen. Diese können einen spannenden Vordergrund für den Sternenhimmel bilden. Was man beachten sollte: Es kann da oben in der Nacht ganz schön kalt werden, also sollte man warme Kleidung einpacken.
Eine perfekte Wanderung: Masca
Wirklich lohnenswert ist auch eine Wanderung durch die Schlucht von Masca. Man startet diese am besten im gleichnamigen Ort und wandert dann von dort nach unten in Richtung Strand. Dabei kann es ganz schön anstrengend zugehen – man benötigt des Öfteren auch die Hände zur Unterstützung. Die Wanderung führt einen durch die Schlucht – und diese hat gigantische Ausmaße. Der Ausblick ist nahezu immer beeindruckend. Man läuft an großem Schilf vorbei, wandert über kleine Bäche und passiert große Farne. Insgesamt sollte man etwa 2-4 Stunden für die Wanderung einplanen (pro Richtung). Unten am Strand kann man mit einem Boot zum nächsten großen Ort fahren. Und es werden kalte Getränke verkauft.
Wer mit dem Auto anreist, kann auch wieder nach oben laufen. Das ist zwar anstrengend, lohnt sich aber. Wir haben uns auch für diese Variante entschieden und sind mit einem wahnsinnig schönen Blick auf das Dorf Masca belohnt worden. Zu diesem Zeitpunkt waren wir übrigens ziemlich allein da oben. Es hat wohl niemand die Strapazen des Aufstiegs auf sich nehmen wollen.
Hier findet ihr noch eine Übersicht der verschiedenen Fotospots auf einer Google-Karte:
3 KOMMENTARE
Teneriffa ist wirklich eine wunderschöne Insel und absolut mehrere Reisen wert..
Man entdeckt immer wieder neue Facetten der Insel.
Das erste mal war ich vor ca. 30 Jahren auf der Insel
Ich erinnere mich noch an die absolute Stille bei Sonnenaufgang in Masca.
Ein Eindruck den man so schnell nicht vergisst.
Schöner Bericht mit fotografisch gut in Szene gesetzten Motiven.
Ich gebe dir absolut Recht. Eine tolle Insel, die einem unvergessliche Eindrücke bereiten kann.
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