Reisebericht: Mallorca für Landschaftsfans
In 2015 hatte ich das Glück gleich zwei Mal nach Mallorca zu reisen. Beide Reisen waren traumhaft. Während unser Trip im Spätsommer noch von langer Hand her geplant war, kam uns die Idee für die zweite Reise im Winter eher spontan. Kein Wunder, denn wenn man es sich überlegt, liegt Mallorca von Berlin aus optimal: Es gibt zahlreiche Direktflüge und mit nur zweieinhalb Stunden Dauer ist der Flug angenehm kurz. Rechnet man etwas Zeit für Gepäckabgabe, Sicherheitskontrolle, Mietwagen etc. mit ein, ist man bei vielleicht vier Stunden Reisedauer. Viel schneller ist ein Trip an an die Ostsee auch nicht erledigt. Dafür ist man aber auf einer mediterranen Insel mit entsprechendem Klima und einer wunderschönen Landschaft.
Im Sommer (Mitte bis Ende September) hat es uns an unseren Lieblingsort auf Mallorca verschlagen: Port de Sóller.
Der Ort liegt traumhaft direkt am Fuße der Serra de Tramuntana, ist gut erschlossen und touristisch nicht völlig überlaufen. Kern des Örtchens ist eine wunderschöne Bucht mit einem großen Strand und einem mittelgroßen Yachthafen.
Rund um die Bucht herum erheben sich die Berge der Tramuntana. Dadurch ist der Ort gut geschützt und etwas fernab von den Massen. Man erreicht ihn am besten durch einen Tunnel (der erste große von Palma aus ist Mautpflichtig), kann aber auch einen Serpentinenpass erfahren. In Port de Sóller gibt es ein paar Hotels, wir wohnen aber immer als Selbstverpfleger in Ferienwohnungen dort. Diese gibt es zahlreich. Im Winter werden viele allerdings nicht vermietet. Auch die meisten Hotels sind dann geschlossen.
Port de Sóller ist auch bekannt für seine Strandpromenade, an der eine alte Bahn entlang fährt. Sie verbindet den Ort mit Sóller, einem kleinen Ort, der etwas weiter südlich liegt und weiter im Innern der Insel. Dort gibt es einen kleinen Markt, eine interessante Kirche und tolles Orangeneis sowie Orangenmarmelade. Die Bahn fährt von hier aus weiter nach Palma. Wenn man in Port de Sóller wohnt, kann man in Sóller sehr gut Vorräte einkaufen.
Kurze Wanderungen sind von Port de Sóller aus ebenfalls möglich. Wir haben uns bspw. auf den Weg zum alten Wachturm über der Bucht gemacht. Dafür geht es ein wenig bergauf, der Weg ist nur ein paar Kilometer lang. Für einen kurzen Ausflug lohnt es sich, denn die Aussicht vom Turm aus ist grandios. Längere Touren Wandertouren führen von Port de Sóller aus in die Tramuntana.
Im Winter (Ende November bis Anfang Dezember) waren wir gezwungenermaßen in Lloseta, einem kleinen Ort ziemlich in der Mitte der Insel. Wie gesagt, werden die meisten Ferienwohnung zu dieser Jahreszeit nicht vermietet und auch offene Hotels findet man nicht leicht. Wir hatten Glück: Ein kleines Hotel (Cas Comte) war offen und hat sich als absoluter Geheimtipp entpuppt. Für das Hotel wurde ein altes Haus direkt neben einer Kirche umgebaut. Es gibt nur ein paar Zimmer, die dafür modern und schön eingerichtet sind. Im Keller gibt es sogar eine Sauna mit Whirlpool, auf dem Dach einen großen Pool. Eine klare Empfehlung ist das Essen dort. Für nur 25 Euro pro Person hat man die Möglichkeit, ein Drei-Gänge-Menü zu bestellen, welches von den Besitzern des Hotels zubereitet wird.
Wenn man so spät im Jahr auf Mallorca ist, braucht man sich um Touristen keine Gedanken mehr zu machen. Vielmehr hat man die Insel für sich. Die Touristenorte wirken dann wie Geisterstädte. Das ist absolut lohnenswert und ermöglicht völlig andere Einblicke in die Insel. Man kann die Ruhe genießen und entspannen. Für Fotografen liegen die Sonnenauf- und untergangszeiten zudem sehr praktisch, so dass man vor dem Frühstück oder vor dem Abendbrot noch sehr gut fotografieren kann.
Foto-Highlights
Fotografisch bietet Mallorca zahlreiche Highlights. Kein Wunder, die Insel ist vielfältig. Im Norden bietet sich mit der Tramuntana ein traumhaftes Gebirge, Küsten und Buchten sind meist wunderschön und die Orte sind oft verträumt. Weniger sehenswert empfinde ich Palma, aber das mag Geschmacksache sein. Absolute Must-Sees fotografischer Natur sind meiner Meinung nach:
- Cap Formentor
- Torre des Verger
- Sa Foradada und Son Marroig
- Es Pontas
- Capdepera
- Alcúdia
An diesen Spots habe ich tolle Aufnahmen machen können, auch wenn die Insel sicher noch mehr bietet.
Cap Formentor
Das Cap Formentor ist der nördlichste Punkt der Insel. Hier steht ein Leuchtturm, zu dem eine serpentinenreiche kleine Straße führt. Die Fahrt lohnt sich, denn das Kap und der Leuchtturm sind tolle Motive. Hier tummeln sich außerdem zahlreiche Bergziegen, die teilweise nah auf Tuchfühlung kommen.
Auf dem Weg zum Leuchtturm befinden sich außerdem zahlreiche Aussichtspunkte, es lohnt sich also ab und an anzuhalten und den Blick zu genießen. Am Leuchtturm selbst bietet sich einem das beste Fotomotiv wenn man vom Leuchtturm aus die Straße zurückgeht. Nach wenigen hundert Metern findet sich ein Hang vor einem, den man etwa 50 Meter heraufklettern kann. Von hier aus hat man den perfekten Blick auf den Leuchtturm und kann in der Tat noch etwas wandern. Man sollte den Blick nach links und rechts dabei nicht vernachlässigen, da sich teilweise atemberaubende Anblicke bieten.
Torre des Verger
Der alte Wachturm Torre des Verger liegt nah bei Banyalbufar im gebirgigen Westen der Insel. Hier finden sich zahlreiche kleine Dörfer, die allesamt sehenswert sind. Der Turm liegt zwischen einigen dieser Dörfer. Man findet dort gute Parkmöglichkeiten und ab und an wird auch ein Bus mit Tagesausflüglern dort abgeladen. Hier muss man also auf das Timing aufpassen.
Der Turm ist ein wunderschönes Motiv. Beim Blick vom Parkplatz aus bietet sich ein schönes Panorama mit Blick aufs Meer. Man kann den Turm allerdings auf besteigen. Im Inneren befindet sich eine kleine Luke, durch die man auf eine Aussichtsplattform kommt. Von dort aus hat meinen traumhaften Blick über die Westküste der Insel.
Sa Foradada und Son Marroig
Wer einen kleinen Ausflug mit einer kurzen Wanderung sucht, sollte Sa Foradada ins Auge fassen. Ebenfalls an der Westküste der Insel gelegen, zählt die kleine Halbinsel angeblich zu den beliebtesten Fotomotiven der Insel. Am besten fährt man bis Son Marroig, einem alten Herrenhaus, das für wenige Euro Eintritt besichtigt werden kann. Besonders sehenswert ist hier die kleine Kapelle, die mit dem Blick aufs Meer ein tolles Motiv abgibt.
Vom Herrenhaus aus führt ein kleiner Wanderweg direkt nach unten zur Halbinsel Sa Foradada. Dafür muss man über einen kleinen Zaun klettern und anschließend durch einen Olivenhain laufen. Auf der Mitte des Weges bietet sich einem ein toller Blick auf die Halbinsel und den Felsen mit dem markanten Loch in der Mitte. Unten angekommen findet sich ein Restaurant, was bei unserem Besuch leider geschlossen hatte.
Es Pontas
Ein ebenso beliebtes Fotomotiv ist der kleine Felsen Es Pontas im Südosten der Insel. Ähnlich wie Sa Foradada handelt es sich dabei um einen Felsen mit einem großen Loch in der Mitte. Allerdings ist hier der Felsen relativ klein und das Loch eigentlich kein wirkliches Loch mehr, sondern ein riesiges Tor. Der Ort ist relativ schwer zu finden. Man muss in einem Ort in der Nähe parken und von dort ein paar Meter laufen. Am besten orientiert man sich per GPS – die Koordinaten finden sich im oben verlinkten Wikipedia-Eintrag.
Der Bogen ist nicht leicht zu fotografieren. Direkt vor Ort findet sich eine kleine Aussichtsplattform, die einen guten, aber ziemlich direkten Blick bietet. Besser ist es, wenn man etwas nach links geht – dafür muss man durch ein paar Büsche wandern. Von dort hat man einen guten Blick auf den Bogen und die dahinter liegenden Orte – sicher recht eindrücklich zur blauen Stunde.
Capdepera
Bei Capdepera handelt es sich eigentlich um eine etwas größere Gemeinde weit im Osten der Insel. Den Ort an sich haben wir uns aber nicht angeschaut, da die Zeit dafür nicht ausreichte. Vielmehr wollten wir den Leuchtturm etwas oberhalb der Stadt anschauen und vor allem fotografieren. Da der Ort von Port de Sóller ziemlich weit entfernt ist, haben wir diesen Spot auch erst im Winter besuchen können. Von Lloseta aus war die Fahrzeit in Ordnung.
Wenn man die Hauptstraße durch den Ort immer weiter fährt, gelangt man irgendwann zum Leuchtturm, der oberhalb der Stadt steht. Dort kann man bequem parken und die Gegend erkunden. Nach Rechts hat man einen Blick auf die Stadt – zur blauen Stunde auch ein lohnendes Motiv. Wenn man den Leuchtturm fotografieren will, kann man hinter dem Parkplatz wieder etwas zurück gehen und findet dort ein paar Felsen. Diese sind relativ karg, aber ab und zu lässt sich ein interessantes Vordergrund-Objekt für eine Weitwinkel-Aufnahme finden.
Alcúdia
Die Stadt Alcúdia im Osten der Insel halte ich eigentlich für keine große Sehenswürdigkeit. Im Sommer ist die Stadt vor allem bei Familien beliebt, weil die Strände lang sind und das Meer hier sehr lange flach bleibt. Deshalb finden sich entlang der großen Strandpromenade auch zahlreiche große Bettenburgen. Natur sucht man hier vergebens.
Im Winter wandelt sich das Bild. Dann ist der Ort nahezu ausgestorben – man findet nur noch Einheimische. Die großen Hotels sehen geradezu gespenstig aus. Zu dieser Jahreszeit hat man auch den Strand fast für sich und damit auch die spannenden Fotomotive dort. In Alcúdia befinden sich große Holzstege, die teilweise sehr weit ins Wasser hineinreichen. Diese sind ein tolles Motiv, bei dem durch den Steg schön eine gewisse Tiefe vermittelt wird.
Der südlichste Steg ist meines Wissens nach der Größte. Die Positionen der Stege kann man sich gut über Google Maps heraussuchen – in der entsprechenden Zoom-Stufe sind diese auch gut auf den Satellitenbildern zu sehen. Wir waren im Winter hier und haben den Sonnenaufgang fotografiert. Der Steg wurde gerade überholt, was das Motiv noch etwas interessanter machte.
Wanderungen und Ausflüge
Ich bin mir sicher, ich habe noch nicht ansatzweise alle fotografischen Highlights Mallorcas erkundet, aber etwas muss ich mir ja auch für den nächsten Trip aufheben. Ungeachtet dessen, gibt es aber natürlich auf der Insel noch so viel mehr zu sehen. Wenn man nicht an Sonnenauf- und untergang gebunden ist, kann man den Tag bspw. bei einer Wanderung oder auf Tagesausflügen verbringen.
Eine tolle Wanderung ist bspw. der Weg zum Castell d’Alaró, einer alten Ruine in den Bergen. Die Wanderung liegt ziemlich am Fuße der Tramuntana und ist gut vom Ort Orient aus erreichbar. Dort kann man parken und sich auf den etwa acht Kilometer langen Rundkurs machen. Highlight der Wanderung ist ein Abstecher in das Restaurant Es Verger. Das Restaurant befindet sich etwa auf der Mitte der Wanderung und bietet einem die wahrscheinlich beste Lammschulter, die man auf Mallorca essen kann. Angeblich wird sie 24 Stunden lang in Bier und Zitronen gegart, weshalb sie unglaublich zart ist. Aber: Das Restaurant ist kein Geheimtipp mehr. Es kann also sein, dass man lange warten muss oder gar keinen Platz mehr findet.
Ebenso empfehlenswert ist ein Ausflug nach Valldemossa – sicherlich ein Klassiker, der in jedem Reiseführer ein paar Seiten füllt. Der Ort im Westen der Insel ist dennoch traumhaft schön. Das liegt an den kleinen Gassen, die überall schön mit Blumen geschmückt sind. Wir haben hier kein gutes Restaurant finden können, auch wenn es diese vermutlich gibt. Einen Besuch hier kann man gut mit einem Abstecher zum Torre des Verger kombinieren.
Zu guter letzt sollte kein Mallorca-Urlauber auf eine Fahrt nach Sa Calobra verzichten. Die Straße hinunter zur Bucht heißt auf Deutsch „Die Schlange“, weil es sich um eine der serpentinenreichsten Straßen Europas handelt. Auch ohne die ganzen Reisebusse ist die Straße ein Erlebnis, bei dem einen ab und an der Atem stockt. Fotografisch sehenswert ist die Straße selbst im Panorama, der so genannte Krawattenknoten und selbstverständlich die Bucht. Wenn letzte nicht gerade völlig überlaufen ist, dann wird dort auch schon mal ein Film gedreht.
Auch die Wanderung hinunter zur Bucht, soll ein echtes Highlight sein – auch das muss ich mir aber für den nächsten Besuch aufheben.
Einige weitere Fotos gibt es in diesem Flickr-Album.
2 KOMMENTARE
Ich hätte nicht gedacht das Mallorca so fotogen ist. Die meisten Bilder die man von dieser Insel zu sehen bekommt sind deutlich oberflächlicher als deine Arbeiten.
Hey Daniel, Danke! Die Insel ist landschaftlich toll, viel besser als ihr Ruf. Meiner Meinung nach immer eine Reise wert.